Corinne Hermann
Vor 6 Monaten hätte ich mir genau diese Oase gewünscht. Die Anfangszeit mit meinem 2. Kind war zu viel für meinen Körper. Der Schlafmangel, die Hormone, Selbstzweifel, der Druck an mich selbst, immer 100% für Alle und Alles zu geben. Täglich 24 Stunden. Ich wollte die beste Mutter sein, eine gute Ehefrau und immer ein perfekt aufgeräumtes und sauberes Haus.
Erschöpfung überspielt und ausgeblendet, ich will mich ja nicht fühlen wie eine Versagerin. Welche Mutter kennt das wohl nicht? Mein Körper gab mir etliche Zeichen. In diesem Alltags-Wahnsinn dauerte es leider ganz lange, bis ich diese Hilfeschreie ernst nahm. Als ich realisiert habe, nicht körperlich krank zu sein, wie ich immer zu 100% überzeugt war, sondern psychisch, war ich erstmal komplett überfordert. Psychisch krank sein, ich? Das kann mir doch nicht passieren! Nicht greifbar, einfach so unrealistisch diese Psyche.
Tausende Fragen schwirren im Kopf
Was jetzt? Was muss ich nun tun? Was brauche ich? Warum ich? Wo rufe ich an? Kommt das wieder gut? Wie helfe ich mir? Wie soll das alles gehen, in diesem alltäglichen Chaos, das trotzdem weiterlaufen wird und muss? Was wenn ich plötzlich in eine Klinik muss? Niemals ohne meine Kinder!
Traurigkeit, weil du keine Kraft mehr hast. Wut, weil es dir nicht früher bewusst wurde. Schuldgefühle, weil du die Kraft und die Geduld für deine Liebsten nicht mehr aufbringen kannst. Wünsche und Träume, weil du die Zeit zurückdrehen möchtest. An den Anfang dieser schweren Zeit und den anderen Weg einschlagen. Du möchtest für kein Geld in dieser Abwärtsspirale stecken. Naja wer möchte das schon.
positiv, wunderbar, stolz
Mit wöchentlichen psychologischen Gesprächen und den Medis wurde ich schnell wieder auf den Boden geholt. Den Alltag konnte ich mit Unterstützung aus der Familie immer meistern. Irgendwann war ich soweit, ich akzeptierte es als Teil meines Lebens. Die positive Stärke, mit der ich aus dieser Lebenssituation rauskommen werde, sah ich immer mehr vor mir. Das hat mich Stolz gemacht. Ein wunderbares Gefühl.
So eine Anlaufstelle darf nicht fehlen
Ein solches Herzensprojekt wie (H)auszeit mit Herz sehe ich nach meiner persönlichen Geschichte, als unglaublich wichtig. Wie habe ich mich genau nach dieser Auszeit gesehnt. Es muss da sein, greifbar in wenigen Tagen. Ja genau dann, wenn man vor lauter Erschöpfung das schöne nicht mehr sieht. Es darf in meinen Augen nicht fehlen. Eine Anlaufstelle für Mama und Papa. Zeit zum Nachdenken. Zeit um die Seele baumeln zu lassen. Zeit für Gespräche mit erwachsenen Menschen. Zeit um neue Kraft zu schöpfen. Einfach Zeit in einer liebevollen Atmosphäre nur für DICH in der Rolle als Frau oder Mann.
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